Subkortikale Marklagerläsionen rechtzeitig erkennen

Subkortikale Marklagerläsionen rechtzeitig erkennen

17.04.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was sind subkortikale Marklagerläsionen?

Subkortikale Marklagerläsionen sind Veränderungen im Gehirn, die im sogenannten Marklager unterhalb der Großhirnrinde auftreten. Dabei handelt es sich um kleine Schädigungen oder Auffälligkeiten im weißen Gewebe des Gehirns, die meist durch bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomografie (MRT) entdeckt werden.

Wo liegen diese Veränderungen?

Das Gehirn besteht aus verschiedenen Schichten. Direkt unter der Großhirnrinde, die für viele bewusste Funktionen wie Denken, Sprechen oder Wahrnehmen zuständig ist, befindet sich das sogenannte Marklager. Hier verlaufen viele Nervenfasern, die Informationen zwischen verschiedenen Hirnregionen übertragen. Wird in einem Befund von subkortikalen Marklagerläsionen gesprochen, sind damit Veränderungen in diesem Bereich gemeint – also nicht an der Oberfläche des Gehirns, sondern etwas tiefer im Gewebe.

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Wie entstehen solche Läsionen?

Häufig entstehen subkortikale Marklagerläsionen durch eine Minderdurchblutung im feinen Gefäßsystem des Gehirns. Besonders kleine, tieferliegende Gefäße sind anfällig für Schädigungen, etwa bei erhöhtem Blutdruck, Diabetes oder durch altersbedingte Veränderungen. Auch andere Faktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfettwerte oder eine genetische Veranlagung können eine Rolle spielen. In seltenen Fällen können entzündliche Erkrankungen, Autoimmunprozesse oder bestimmte Infektionen solche Veränderungen verursachen.

Was bedeuten subkortikale Marklagerläsionen im Befund?

Oft werden diese Veränderungen zufällig entdeckt, zum Beispiel im Rahmen einer MRT-Untersuchung des Kopfes. Viele Menschen haben im höheren Lebensalter kleine Marklagerläsionen, ohne dass sie Beschwerden bemerken. Die Läsionen zeigen sich im MRT als helle Flecken im weißen Gewebe. Sie sind ein Zeichen dafür, dass das Gehirn an diesen Stellen kleine Schädigungen aufweist – meist, weil die Durchblutung dort zeitweise gestört war.

Nicht jede Marklagerläsion führt zu Problemen. In vielen Fällen bleibt die Funktion des Gehirns vollständig erhalten. Erst wenn sehr viele oder größere Areale betroffen sind, kann es zu Einschränkungen kommen, zum Beispiel bei der Aufmerksamkeit, dem Gedächtnis oder der Bewegungskoordination.

Ist das gefährlich?

Die Entdeckung solcher Veränderungen sorgt oft für Unsicherheit. Häufig tauchen Fragen auf wie: Bedeutet das einen drohenden Schlaganfall? Ist das der Beginn einer Demenz? Muss sofort gehandelt werden?

Einzelne oder wenige kleine Marklagerläsionen sind meist harmlos und stellen keinen akuten Notfall dar. Sie gelten als Zeichen für sogenannte Mikroangiopathien – das sind kleine Gefäßveränderungen, wie sie bei vielen Menschen im höheren Alter vorkommen. Erst wenn zahlreiche oder ausgedehnte Läsionen vorliegen, steigt das Risiko für kognitive Störungen, Gleichgewichtsprobleme oder andere neurologische Symptome. Auch das Risiko für einen Schlaganfall kann erhöht sein, wenn weitere Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Diabetes bestehen.

Welche Beschwerden können auftreten?

In den meisten Fällen verursachen subkortikale Marklagerläsionen keine spürbaren Symptome. Viele Menschen leben jahrelang damit, ohne etwas davon zu bemerken. Erst wenn die Veränderungen zunehmen, können leichte Einschränkungen beim Denken, Erinnern oder in der Bewegungssteuerung auftreten. Manche berichten über Unsicherheit beim Gehen, Konzentrationsschwierigkeiten oder eine gewisse Vergesslichkeit. Solche Beschwerden sind jedoch nicht spezifisch und können viele Ursachen haben.

Wie wird weiter vorgegangen?

Nach dem Nachweis von Marklagerläsionen im MRT wird meist geprüft, ob Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen vorliegen. Dazu gehören Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes oder Rauchen. Ziel ist es, diese Faktoren zu erkennen und möglichst gut zu behandeln, um das Fortschreiten der Veränderungen zu bremsen. Eine gezielte Therapie gegen die Läsionen selbst gibt es nicht, wohl aber Maßnahmen, um das Risiko für weitere Gefäßschäden zu senken.

In manchen Fällen wird das Gehirn im Verlauf erneut per MRT untersucht, um zu sehen, ob sich neue Veränderungen gebildet haben oder bestehende Läsionen zunehmen.

Was kann helfen, das Fortschreiten zu verhindern?

Eine gesunde Lebensweise ist der wichtigste Baustein, um das Risiko für weitere Marklagerläsionen zu senken. Dazu gehört, den Blutdruck optimal einzustellen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, sich regelmäßig zu bewegen und auf das Rauchen zu verzichten. Auch die Kontrolle von Blutzucker und Cholesterinwerten spielt eine große Rolle. Je besser die Durchblutung des Gehirns geschützt wird, desto geringer ist die Gefahr, dass sich weitere Veränderungen bilden.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Wenn neben den Marklagerläsionen Beschwerden wie plötzliche Lähmungen, Sprachstörungen, starke Kopfschmerzen oder andere neue Symptome auftreten, ist eine rasche ärztliche Abklärung wichtig. Auch bei Unsicherheit, wie die Veränderungen im individuellen Fall zu bewerten sind, hilft ein Gespräch mit einer Fachperson weiter.

Subkortikale Marklagerläsionen sind also häufige, meist altersbedingte Veränderungen im Gehirn, die in den meisten Fällen keinen Anlass zur Sorge geben. Entscheidend ist, mögliche Risikofaktoren zu erkennen und gezielt anzugehen, um das Gehirn gesund zu halten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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