Sehnerv erklärt: Verbindung zwischen Auge und Gehirn

Sehnerv erklärt: Verbindung zwischen Auge und Gehirn

21.03.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist der Sehnerv?

Der Sehnerv, medizinisch auch Nervus opticus genannt, ist die Verbindung zwischen dem Auge und dem Gehirn. Er leitet alle Informationen, die durch das Auge aufgenommen werden, weiter an das Gehirn, wo sie in Bilder umgewandelt werden. Ohne diesen Nerv wäre Sehen schlichtweg nicht möglich – auch wenn die Augen selbst völlig gesund wären.

Der Sehnerv gehört nicht wie viele andere Nerven zu den peripheren Nerven, sondern ist ein Teil des zentralen Nervensystems. Er zählt anatomisch gesehen sogar als Gehirnteil, weil er direkt aus dem Gehirn hervorgeht.

Wie funktioniert der Sehnerv?

Im hinteren Bereich des Auges befindet sich die Netzhaut. Dort sitzen Millionen von lichtempfindlichen Zellen, die das einfallende Licht in elektrische Signale umwandeln. Diese Signale werden dann gebündelt und über den Sehnerv zum Gehirn weitergeleitet.

Genauer gesagt laufen sie in eine Region im Hinterkopf, die man als Sehrinde bezeichnet. Dort entstehen die Bilder, die wir bewusst wahrnehmen. Man sieht also nicht direkt mit dem Auge – das Auge ist das Aufnahmegerät, aber das Bild entsteht erst im Kopf.

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Besonderheiten des Sehnervs

Eine interessante Eigenschaft des Sehnervs ist der sogenannte blinde Fleck. An der Stelle, an der der Nerv das Auge verlässt, gibt es keine Sinneszellen – dort kann also kein Licht wahrgenommen werden. Das Gehirn gleicht diesen blinden Bereich jedoch automatisch aus, sodass man ihn im Alltag nicht bemerkt.

Zudem gibt es in jedem Auge einen Sehnerv. Die Informationen beider Augen laufen im Gehirn zusammen und werden dort kombiniert. Das ermöglicht unter anderem das räumliche Sehen und die Einschätzung von Entfernungen.

Was kann den Sehnerv schädigen?

Der Sehnerv ist sehr empfindlich. Schon kleine Veränderungen im Druck, in der Durchblutung oder bei Entzündungen können ihn beeinträchtigen. Besonders bekannt ist der Grüne Star (Glaukom). Dabei steigt der Druck im Auge, was langfristig zu Schäden am Sehnerv führen kann – im schlimmsten Fall sogar zur Erblindung.

Auch Entzündungen, etwa bei einer Sehnervenentzündung (Optikusneuritis), können plötzlich das Sehen beeinträchtigen. Die Ursache ist oft eine Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem den eigenen Sehnerv angreift.

Ein weiterer Risikofaktor sind Durchblutungsstörungen – etwa bei Bluthochdruck, Diabetes oder Arteriosklerose. In solchen Fällen kann der Nerv nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden.

Welche Beschwerden treten bei Sehnervschäden auf?

Wenn der Sehnerv betroffen ist, macht sich das häufig durch Sehstörungen bemerkbar. Manche sehen plötzlich verschwommen oder bemerken dunkle Schatten im Gesichtsfeld. Andere beschreiben, dass Farben blasser wirken oder ein Teil des Sichtfeldes ganz ausfällt.

Typisch ist auch, dass sich die Symptome nur auf einem Auge zeigen – je nachdem, welcher Sehnerv betroffen ist. Bei schweren Erkrankungen oder einem Unfall kann die Sehkraft plötzlich ganz verschwinden.

Wie wird der Sehnerv untersucht?

Die wichtigste Methode ist die Augenspiegelung. Dabei schaut die Augenärztin oder der Augenarzt direkt auf den Punkt, an dem der Sehnerv in den Augapfel eintritt. Dieser Bereich heißt Papille. Veränderungen an Form, Farbe oder Rändern können Hinweise auf Erkrankungen geben.

Zusätzlich können Gesichtsfeldmessungen, optische Kohärenztomografie (OCT) oder bildgebende Verfahren wie MRT eingesetzt werden, um Schäden am Sehnerv sichtbar zu machen.

Kann man den Sehnerv behandeln?

Ob und wie der Sehnerv behandelt werden kann, hängt stark von der Ursache ab. Bei einem Glaukom stehen drucksenkende Medikamente im Vordergrund. Entzündungen werden häufig mit Kortison behandelt. Wenn Durchblutungsstörungen die Ursache sind, müssen Gefäßrisiken gesenkt werden.

Ein einmal zerstörter Sehnerv kann sich nicht regenerieren. Deshalb ist es entscheidend, frühzeitig zu erkennen, wenn etwas nicht stimmt. Wer plötzlich schlechter sieht oder Veränderungen an einem Auge bemerkt, sollte schnell ärztlichen Rat einholen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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