NPP (Nucleus-pulposus-Prolaps) - Wie er entsteht und was hilft

NPP (Nucleus-pulposus-Prolaps) - Wie er entsteht und was hilft

08.04.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was genau ist ein NPP?

NPP steht für Nucleus-pulposus-Prolaps – ein medizinischer Fachbegriff für einen Bandscheibenvorfall. Dabei drückt sich der weiche Bandscheibenkern (Nucleus pulposus) durch den äußeren Faserring nach außen und kann auf Nerven drücken, was verschiedene Beschwerden verursacht.

Wie kommt es zu einem Bandscheibenvorfall?

Zwischen den einzelnen Wirbeln unserer Wirbelsäule sitzen wie Puffer kleine, elastische Scheiben – die Bandscheiben. Sie sorgen dafür, dass die Wirbelsäule beweglich bleibt und Stöße gut abgefedert werden. Jede Bandscheibe besteht aus einem festen Faserring außen und einem gallertartigen Kern innen. Mit zunehmendem Alter, aber auch durch Überlastung, Bewegungsmangel oder Fehlhaltungen, kann der äußere Ring Risse bekommen. Wenn das passiert, drückt sich der weiche Kern teilweise oder vollständig durch die beschädigte Hülle – es entsteht ein Nucleus-pulposus-Prolaps.

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Was bedeutet NPP LWS?

Wenn in einem Befund von NPP LWS die Rede ist, meint das einen Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule. Dieser Bereich erstreckt sich vom unteren Rücken bis zum Kreuzbein und ist besonders anfällig für Vorfälle, weil hier beim Sitzen, Heben und Gehen besonders hohe Kräfte wirken. Typisch für einen NPP in der LWS sind Schmerzen, die vom unteren Rücken bis ins Gesäß und Bein ausstrahlen. Auch Kribbeln oder ein Taubheitsgefühl im Bein können auftreten, wenn Nervenwurzeln betroffen sind.

Was bedeutet NPP HWS?

Ein NPP in der HWS, also der Halswirbelsäule, ist zwar seltener, kann aber genauso belastend sein. In diesem Bereich verlaufen wichtige Nerven, die Arme, Hände und Schultern versorgen. Ein Vorfall in der Halswirbelsäule kann sich daher durch Nackenschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindel, Kribbeln in den Armen oder Kraftverlust in den Händen bemerkbar machen. Auch hier hängt die genaue Symptomatik davon ab, welche Bandscheibe betroffen ist und in welche Richtung der Vorfall drückt.

Und NPP L5/S1?

Besonders häufig wird in Befunden die Formulierung NPP L5/S1 verwendet. Das bezeichnet einen Bandscheibenvorfall zwischen dem fünften Lendenwirbel (L5) und dem ersten Kreuzbeinwirbel (S1). Diese Stelle ist gewissermaßen ein „Hotspot“ für Vorfälle, weil sie den unteren Übergang der Wirbelsäule bildet und ständig hohen Belastungen ausgesetzt ist. Typisch für einen NPP an dieser Stelle sind ziehende Schmerzen, die über das Gesäß bis in den hinteren Oberschenkel und manchmal bis in die Ferse oder Zehen ausstrahlen. In manchen Fällen kommt es auch zu Schwierigkeiten beim Heben des Fußes oder beim Gehen auf den Zehenspitzen – beides Zeichen dafür, dass der betroffene Nerv stark gereizt ist.

Symptome: Wie macht sich ein NPP bemerkbar?

Nicht jeder Bandscheibenvorfall verursacht direkt spürbare Beschwerden. Kleine Vorfälle können sogar unbemerkt bleiben. Problematisch wird es, wenn der ausgetretene Gallertkern auf Nervenwurzeln drückt. Dann kann es zu ziehenden Schmerzen, Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder sogar zu Lähmungserscheinungen kommen – je nachdem, welcher Nerv betroffen ist. Beim klassischen Vorfall im Lendenbereich zieht der Schmerz häufig vom unteren Rücken über das Gesäß bis in ein Bein, manchmal bis in die Zehen. Man spricht dann auch vom Ischiasschmerz.

Wie wird ein NPP festgestellt?

Der erste Schritt ist das ärztliche Gespräch, gefolgt von einer körperlichen Untersuchung. Typisch ist, dass bestimmte Bewegungen Schmerzen auslösen oder verstärken. Um den Verdacht zu bestätigen, kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz – meist eine Magnetresonanztomografie (MRT). Sie zeigt besonders gut, ob Bandscheibengewebe auf Nerven drückt und wie ausgeprägt der Vorfall ist. Manchmal hilft auch ein CT oder eine spezielle Nervenleituntersuchung, wenn der Befund unklar bleibt.

Was hilft bei einem Bandscheibenvorfall?

Die gute Nachricht: In den meisten Fällen ist keine Operation notwendig. Ein Großteil der Bandscheibenvorfälle lässt sich mit konservativen Maßnahmen gut behandeln. Das bedeutet: Schmerztherapie, gezielte Bewegung und Geduld. Schmerzmittel, Wärmeanwendungen, Physiotherapie und Rückenschule können dazu beitragen, dass sich die Beschwerden zurückbilden und die Funktion wiederhergestellt wird. Besonders wichtig: Bewegung, auch wenn sie anfangs schwerfällt. Wer sich nur schont, riskiert, dass die Beschwerden chronisch werden oder die Muskulatur abbaut.

Eine Operation kommt nur dann infrage, wenn der Schmerz sehr stark ist und sich über Wochen nicht bessert – oder wenn Lähmungen auftreten, etwa beim Heben des Fußes oder beim Wasserlassen. In solchen Fällen kann der Druck auf den Nerv operativ entlastet werden, etwa durch eine sogenannte mikrochirurgische Dekompression.

Was kann man tun, um einem NPP vorzubeugen?

Auch wenn man nicht jeden Bandscheibenvorfall verhindern kann, gibt es doch eine ganze Reihe an Möglichkeiten, das Risiko deutlich zu senken. Bewegung ist der wichtigste Schutzfaktor – ideal sind kräftigende und ausgleichende Aktivitäten, die den Rücken stabilisieren und gleichzeitig flexibel halten. Dazu zählen etwa Schwimmen, Radfahren, gezieltes Krafttraining oder Yoga. Wer im Alltag viel sitzt, sollte regelmäßig aufstehen, dehnen und für Haltungswechsel sorgen. Beim Heben schwerer Lasten gilt: aus den Beinen heraus heben, nicht aus dem Rücken. Und auch das Körpergewicht spielt eine Rolle – denn jedes Kilo zu viel belastet die Wirbelsäule zusätzlich. Wer seinem Rücken langfristig etwas Gutes tun will, achtet außerdem auf ausreichend Schlaf, psychische Ausgeglichenheit und eine gute Matratze.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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