Lagetyp EKG: Bedeutung und Interpretation

Lagetyp EKG: Bedeutung und Interpretation

19.03.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist der Lagetyp im EKG?

Der Lagetyp im EKG beschreibt die elektrische Achse des Herzens und gibt an, wie die elektrische Erregung im Herzmuskel verläuft. Diese Achse zeigt, in welche Richtung sich die elektrische Aktivität innerhalb der Herzkammern ausbreitet. Die Beurteilung des Lagetyps kann helfen, Auffälligkeiten oder Erkrankungen des Herzens frühzeitig zu erkennen.

Ein gesundes Herz hat eine typische elektrische Ausrichtung, die je nach Anatomie und Körperbau leicht variieren kann. Wird der Lagetyp bestimmt, analysiert man, wie die Erregung aus den Vorhöfen in die Herzkammern übergeleitet wird und ob diese Erregung in einem normalen Bereich verläuft.

Wie wird der Lagetyp bestimmt?

Zur Bestimmung des Lagetyps wird ein Elektrokardiogramm (EKG) erstellt. Dabei werden die elektrischen Impulse des Herzens mithilfe von Elektroden erfasst und als Kurven auf einem Monitor oder Papierstreifen dargestellt. Entscheidend für die Lagetypbestimmung sind die Ausschläge in bestimmten Ableitungen, insbesondere Ableitung I, II und aVF.

Die Berechnung erfolgt anhand der größten Ausschläge in diesen Ableitungen. Je nachdem, in welcher Richtung die Hauptausbreitung der elektrischen Erregung liegt, ergibt sich einer der folgenden Lagetypen:

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Normale und abweichende Lagetypen

In der medizinischen Praxis werden verschiedene Lagetypen unterschieden:

  • Indifferenztyp (normaler Lagetyp): Die elektrische Achse liegt zwischen 30° und +90°. Dies entspricht der typischen elektrischen Herzachse bei den meisten gesunden Erwachsenen.

  • Linkstyp: Die Achse verschiebt sich zwischen 30° und -90°. Eine Linksabweichung kann bei Herzmuskelverdickung (Linksherzhypertrophie) oder bestimmten Herzerkrankungen auftreten.

  • Rechtstyp: Die Achse liegt zwischen +90° und +120°. Ein Rechtstyp kann auf eine Überlastung der rechten Herzkammer hindeuten, beispielsweise bei Lungenerkrankungen oder Herzklappenerkrankungen.

  • Überdrehter Linkstyp: Werte unter 90° kommen selten vor und deuten oft auf schwerwiegende Erregungsleitungsstörungen hin.

  • Überdrehter Rechtstyp: Werte über +120° treten oft bei chronischen Lungenerkrankungen oder angeborenen Herzfehlern auf.

Wann ist ein abweichender Lagetyp problematisch?

Nicht jede Veränderung der elektrischen Herzachse bedeutet automatisch eine Erkrankung. Ein Linkstyp kommt beispielsweise häufiger bei älteren Menschen oder Sportlern vor, ohne dass eine behandlungsbedürftige Störung vorliegt. Auch anatomische Besonderheiten, wie eine veränderte Herzlage im Brustkorb, können den Lagetyp beeinflussen.

Allerdings können ausgeprägte Abweichungen ein Hinweis auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein. Besonders dann, wenn zusätzlich Atemnot, Brustschmerzen oder Leistungsschwäche auftreten, sollte eine weiterführende Untersuchung erfolgen.

Diagnose und Bedeutung in der Praxis

Ein abweichender Lagetyp allein reicht nicht aus, um eine Herzerkrankung sicher zu diagnostizieren. Das EKG wird immer im Zusammenhang mit weiteren Untersuchungen betrachtet, etwa einer Echokardiographie (Herzultraschall) oder einer Blutuntersuchung auf Herzmarker.

Bei einem auffälligen Lagetyp kann es sinnvoll sein, das EKG regelmäßig zu wiederholen, um Veränderungen im Zeitverlauf zu beobachten. In manchen Fällen handelt es sich nur um eine vorübergehende Verschiebung, die sich ohne Therapie zurückbildet.

Was tun bei auffälligem Lagetyp?

Wenn im EKG ein ungewöhnlicher Lagetyp festgestellt wird, sollte dies ärztlich abgeklärt werden. Besonders wichtig ist dies, wenn begleitende Symptome wie Schwindel, Atemnot oder unregelmäßiger Puls auftreten.

In den meisten Fällen liegt keine akute Gefahr vor, doch der Lagetyp kann wichtige Hinweise auf Überlastung des Herzens, Durchblutungsstörungen oder angeborene Herzveränderungen geben. Eine genaue Beurteilung durch eine Fachkraft hilft dabei, die Ursache zu klären und gegebenenfalls eine Behandlung einzuleiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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