Getriggert erklärt: Wie Trigger Reaktionen auslösen

Getriggert erklärt: Wie Trigger Reaktionen auslösen

27.03.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet „getriggert“?

Der Begriff getriggert stammt ursprünglich aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „ausgelöst“. In der medizinischen und psychologischen Sprache beschreibt er eine plötzliche emotionale Reaktion, die durch einen bestimmten Reiz, das sogenannte Trigger-Ereignis, hervorgerufen wird. Dabei muss der Auslöser nicht unbedingt bedrohlich oder auffällig sein. Oft reicht ein harmloser Satz, ein Bild, ein Geräusch oder eine Erinnerung, um eine sehr intensive innere Reaktion in Gang zu setzen.

Menschen, die getriggert werden, erleben häufig starke Gefühle wie Wut, Angst, Scham oder Hilflosigkeit – auch wenn die Situation für Außenstehende nicht nachvollziehbar erscheint. Diese Reaktionen sind keine Übertreibung, sondern Hinweise darauf, dass das Nervensystem auf einen innerlich abgespeicherten Stressfaktor reagiert. Besonders bei Personen mit traumatischen Erfahrungen oder bestimmten psychischen Erkrankungen ist das Triggern ein ernstzunehmendes Phänomen.

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Woher kommen Trigger?

Ein Trigger ist ein Reiz, der ein unangenehmes oder belastendes Gefühl wachruft, das oft aus der Vergangenheit stammt. Viele solcher Reize entstehen durch frühere, meist sehr belastende Erlebnisse, die das Gehirn tief abgespeichert hat. Auch wenn der Mensch sich daran nicht bewusst erinnert, reagiert der Körper in bestimmten Momenten so, als sei die Bedrohung erneut real. Ein Geruch, ein Gesichtsausdruck oder ein bestimmter Tonfall kann dann wie ein Auslöser wirken.

Es gibt auch Trigger, die nicht mit traumatischen Erlebnissen verknüpft sind, sondern eher alltägliche Überforderung widerspiegeln. Bei chronischem Stress oder innerer Anspannung reichen manchmal schon kleine Reize aus, um starke emotionale Reaktionen hervorzurufen. Hier spricht man oft von einer niedrigen Reizschwelle oder einem überreizten Nervensystem.

Psychische Erkrankungen und Trigger

Besonders Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) kennen das Phänomen des Getriggertwerdens sehr gut. Nach einem Trauma – also einem tiefgreifend belastenden Erlebnis – kann das Gehirn gewisse Informationen nicht richtig verarbeiten. Stattdessen speichert es die Eindrücke „roh“ ab. Diese unaufgearbeiteten Inhalte tauchen später in Form von Flashbacks oder Panikreaktionen auf – ausgelöst durch scheinbar harmlose Situationen.

Auch bei Angststörungen, Depressionen, Borderline-Störung oder Essstörungen spielen Trigger oft eine große Rolle. Die Reize treffen dann auf seelische Verletzlichkeit und lösen unkontrollierte emotionale Reaktionen aus. Manche Betroffene spüren ihr inneres Gleichgewicht nur noch für kurze Zeit, weil sie durch Trigger immer wieder aus dem Alltag gerissen werden.

Getriggert: körperliche und seelische Reaktion

Wird jemand getriggert, reagiert nicht nur die Psyche – auch der Körper schaltet blitzschnell um. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet, der Puls steigt, die Muskeln spannen sich an. In der Folge kann es zu Schweißausbrüchen, Zittern, Übelkeit oder einem „Tunnelblick“ kommen. Manche Betroffene ziehen sich zurück, frieren innerlich ein oder zeigen plötzliche Wutanfälle. Andere weinen, erstarren oder erleben intensive Erinnerungen, die sie nicht kontrollieren können.

Diese Reaktionen sind keine Einbildung. Sie zeigen, wie sehr ein bestimmter Reiz das Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzen kann – als wäre die Gefahr tatsächlich wieder da. Für die betroffene Person fühlt sich die Situation oft überwältigend an, auch wenn sie rein objektiv betrachtet ungefährlich ist.

Umgang mit Triggern im Alltag

Wer gelernt hat, welche Situationen oder Reize ihn oder sie triggern, kann bewusster damit umgehen. Schon das Erkennen der eigenen Auslöser kann helfen, die Kontrolle über die Reaktion zurückzugewinnen. Einige Menschen führen ein Tagebuch, um ihre Trigger besser zu verstehen. Andere üben Achtsamkeit, um den Abstand zwischen Reiz und Reaktion zu vergrößern.

In vielen Fällen ist therapeutische Unterstützung hilfreich, vor allem wenn es um alte Wunden oder traumatische Erfahrungen geht. In einer Gesprächstherapie oder Verhaltenstherapie können Trigger bewusst aufgearbeitet werden. Ziel ist nicht, Trigger ganz zu vermeiden – sondern einen gesunden Umgang damit zu entwickeln. Auch einfache Techniken wie bewusstes Atmen oder das Erden durch Bewegung können im Akutfall helfen, wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren.

Trigger in sozialen Medien und Sprache

In den sozialen Netzwerken wird der Begriff „getriggert“ oft auch im übertragenen Sinn verwendet. Dort bezeichnet er nicht immer eine echte psychische Reaktion, sondern eher eine starke emotionale Empfindlichkeit. Manchmal wird er sogar ironisch gebraucht, um sich über andere lustig zu machen – was das eigentliche, ernste Thema verharmlost.

Deshalb verwenden viele Betroffene Trigger-Warnungen, sogenannte „Trigger Warnings“, wenn sie über sensible Inhalte schreiben oder sprechen. So können Leserinnen und Leser selbst entscheiden, ob sie den Beitrag lesen oder lieber ausblenden möchten. Diese Praxis hat das Ziel, Rücksicht zu nehmen – auf ein Nervensystem, das sich nicht einfach per Willenskraft beruhigen lässt.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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