Was ist eine Afferenzstörung?
Eine Afferenzstörung bezeichnet eine Beeinträchtigung oder Störung der Reizweiterleitung von Sinnesorganen oder Körperbereichen zum zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark). Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um ein Problem bei der Übermittlung von Sinneseindrücken wie Berührungen, Druck, Temperatur oder Schmerz vom Körper zum Gehirn.
Stell Dir vor, Deine Sinnesorgane und Hautsensoren senden normalerweise fortlaufend Informationen an Dein Gehirn. Bei einer Afferenzstörung gelangen diese Informationen jedoch nur unvollständig oder verfälscht an ihr Ziel. Das Gehirn erhält also verzerrte oder reduzierte Sinneseindrücke, was zu unangenehmen oder ungewöhnlichen Empfindungen führen kann. Ärzte verwenden häufig auch den Begriff afferente Leitungsstörung, um diese Problematik genauer zu beschreiben.
Ursachen und Risikofaktoren einer Afferenzstörung
Die Gründe für eine Afferenzstörung sind vielfältig und reichen von harmlosen bis hin zu ernsten neurologischen Erkrankungen. Oft steckt eine Schädigung der Nervenbahnen dahinter, beispielsweise durch Verletzungen, Entzündungen oder degenerative Erkrankungen wie Multiple Sklerose. Diabetes mellitus stellt ebenfalls einen wichtigen Risikofaktor dar, da der dauerhaft erhöhte Blutzucker Nervenzellen langfristig schädigen kann.
Darüber hinaus können Bandscheibenvorfälle oder Wirbelsäulenverletzungen die afferenten Bahnen beeinträchtigen, da diese im Rückenmark verlaufen. Auch chronischer Alkoholmissbrauch oder Vitaminmangel (vor allem Vitamin B12) sind häufige Ursachen, die zu einer eingeschränkten Reizweiterleitung führen. Seltener treten Afferenzstörungen im Zusammenhang mit Tumorerkrankungen oder Autoimmunprozessen auf, die das Nervengewebe angreifen und nachhaltig schädigen.
Symptome einer Afferenzstörung erkennen
Typische Beschwerden einer Afferenzstörung äußern sich durch Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein Brennen auf der Haut. Häufig treten die Symptome zuerst an Händen und Füßen auf, können aber je nach betroffenem Nerv auch andere Körperregionen betreffen. Patienten berichten manchmal, dass sie Berührungen nicht mehr richtig wahrnehmen oder Wärme und Kälte nicht mehr unterscheiden können.
In schwereren Fällen kann sogar das Schmerzempfinden beeinträchtigt sein, wodurch es zu versehentlichen Verletzungen kommt, weil Betroffene beispielsweise heiße Gegenstände nicht mehr als gefährlich empfinden. Neben diesen sensorischen Symptomen können vereinzelt auch Gangunsicherheiten und motorische Koordinationsprobleme auftreten. Diese entstehen, wenn das Gehirn keine korrekten Informationen über die Position des Körpers erhält, wodurch Bewegungen unsicher oder ungeschickt wirken.
Wie wird eine Afferenzstörung diagnostiziert?
Die Diagnose einer Afferenzstörung erfolgt häufig in mehreren Schritten, beginnend mit einem ausführlichen Gespräch zwischen Arzt und Patient über die auftretenden Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen. Danach folgt meist eine neurologische Untersuchung, in der gezielt die Wahrnehmung von Temperatur, Druck oder Vibration getestet wird.
Weitergehende Untersuchungen wie eine Elektroneurographie (ENG) oder Elektromyographie (EMG) können helfen, die Geschwindigkeit und Qualität der Nervenleitung genau zu bestimmen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Wirbelsäule oder des Gehirns kommt in Betracht, wenn der Verdacht besteht, dass strukturelle Ursachen wie Bandscheibenvorfälle oder Entzündungen dahinterstecken. Zusätzlich können Bluttests wertvolle Hinweise auf Diabetes oder Vitaminmängel geben, um mögliche Auslöser eindeutig zu identifizieren.
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Afferenzstörung
Die Therapie einer Afferenzstörung hängt maßgeblich von ihrer Ursache ab. Steckt beispielsweise ein Bandscheibenvorfall dahinter, lässt sich dieser oft durch konservative Maßnahmen wie Physiotherapie und gezielte Übungen behandeln. Schwere Fälle können eine operative Intervention notwendig machen, um eingeklemmte Nerven wieder zu entlasten.
Bei einer Afferenzstörung infolge von Diabetes mellitus steht die optimale Blutzuckereinstellung an erster Stelle, um weitere Nervenschäden zu verhindern. Ergänzend können Medikamente zur Verbesserung der Durchblutung und zum Schutz der Nerven eingesetzt werden. Liegt ein Vitaminmangel vor, können entsprechende Präparate helfen, die Symptome zu lindern und möglicherweise sogar die Nervenfunktion zu verbessern.
Chronische Schmerzen oder unangenehme Missempfindungen lassen sich häufig mit speziellen Medikamenten behandeln, die ursprünglich zur Therapie von Epilepsie oder Depressionen entwickelt wurden, sogenannte Antikonvulsiva oder Antidepressiva. Sie reduzieren die Empfindlichkeit der Nerven und lindern damit die Beschwerden nachhaltig.
Afferenzstörung vorbeugen – das kannst Du tun
Da viele Afferenzstörungen durch chronische Erkrankungen oder einen ungesunden Lebensstil begünstigt werden, kannst Du aktiv etwas dafür tun, Dein Risiko zu reduzieren. Regelmäßige Bewegung stärkt nicht nur die Muskulatur, sondern fördert auch eine gute Durchblutung und unterstützt somit die Gesundheit Deiner Nerven. Bereits einfache Aktivitäten wie Spaziergänge, Schwimmen oder Radfahren reichen oft aus, um die Nervenfunktion nachhaltig zu verbessern.
Eine ausgewogene Ernährung trägt wesentlich dazu bei, Vitaminmängeln vorzubeugen und Deine Nerven ausreichend zu versorgen. Dabei lohnt es sich besonders, auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 und Folsäure zu achten, beispielsweise durch Fleisch, Fisch, Eier oder Hülsenfrüchte. Menschen mit Diabetes sollten besonders darauf achten, ihren Blutzucker regelmäßig kontrollieren und gut einstellen zu lassen, um langfristige Nervenschäden effektiv zu vermeiden.
Auch Stressabbau ist entscheidend, denn dauerhafter Stress beeinflusst das Nervensystem negativ und begünstigt Entzündungsprozesse. Techniken wie Yoga, Meditation oder regelmäßige Entspannungsphasen wirken sich positiv auf die allgemeine Nervenfunktion aus und helfen, die Gefahr einer Afferenzstörung deutlich zu reduzieren.
Indem Du auf diese Aspekte achtest, kannst Du das Risiko einer Afferenzstörung aktiv verringern und Deine Nerven langfristig gesund erhalten.