Die Kapillareinsprossung beschreibt die Neubildung kleinster Blutgefäße im Gewebe. Dieser Prozess ist entscheidend für die Heilung nach Verletzungen, spielt aber auch bei entzündlichen oder tumorösen Veränderungen eine Rolle. Durch das Wachstum neuer Kapillaren wird die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung im betroffenen Gewebe verbessert, was die Regeneration unterstützt. Gleichzeitig kann eine verstärkte Einsprossung auch krankhafte Prozesse begünstigen, etwa bei Tumoren oder chronischen Entzündungen.
Wie entsteht eine Kapillareinsprossung?
Der Körper aktiviert die Bildung neuer Kapillaren meist dann, wenn eine Gewebeunterversorgung vorliegt. Bei Wunden oder nach einer Operation setzt der Heilungsprozess Wachstumsfaktoren frei, die das Wachstum der Gefäße anregen. Besonders der Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) spielt dabei eine Schlüsselrolle. Die neuen Kapillaren entstehen aus bestehenden Gefäßen, indem sich Endothelzellen teilen und in das umliegende Gewebe wachsen. Dadurch bildet sich ein feines Netzwerk, das die Durchblutung in zuvor schlecht versorgten Bereichen verbessert.
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Kapillareinsprossung in der Wundheilung
In der Wundheilung ist die Kapillareinsprossung ein essenzieller Schritt. Nach einer Verletzung entsteht zunächst ein provisorisches Gerüst aus Fibrin und Zellen, das durch neue Kapillaren durchzogen wird. Dadurch gelangt Sauerstoff an die betroffene Stelle, und die Zellen können beginnen, neues Gewebe aufzubauen. Besonders bei großflächigen oder schlecht heilenden Wunden ist dieser Prozess entscheidend für eine erfolgreiche Regeneration.
Pathologische Kapillareinsprossung
Nicht immer ist die Neubildung von Kapillaren ein Zeichen eines gesunden Heilungsprozesses. Bei chronischen Entzündungen wie der Rheumatoiden Arthritis kann eine übermäßige Gefäßbildung die Entzündungsreaktion verstärken. Auch Tumoren nutzen diese Fähigkeit, um sich selbst mit Nährstoffen zu versorgen und weiter zu wachsen. In der Krebstherapie wird deshalb versucht, die krankhafte Kapillareinsprossung gezielt zu hemmen, um das Tumorwachstum zu verlangsamen.
Diagnostische und therapeutische Bedeutung
Die Beurteilung der Kapillareinsprossung kann in der Medizin eine Rolle spielen, etwa bei der Beurteilung von Wundheilungsstörungen oder in der Tumorforschung. In der Therapie versucht man, den Prozess je nach Erkrankung zu fördern oder gezielt zu unterbinden. Während in der Wundbehandlung Wachstumsfaktoren oder Sauerstofftherapien helfen können, kommen in der Krebsmedizin sogenannte Angiogenese-Hemmer zum Einsatz, um die Versorgung des Tumorgewebes zu unterbrechen. Die gezielte Steuerung dieses Mechanismus ist daher ein wichtiger Ansatz in verschiedenen medizinischen Bereichen.
Autor:
PD Dr. med. Witold Polanski
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BITTE BEACHTEN
Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.